Ljiljana Radonic / Wien

Vortrag & Diskussion - Freitag 28.5. 20:00

Die Politisierung der Lust im „Dritten Reich“– Die „Befreiung“ der Sexualität auf nationalsozialistisch

Fragt man nach dem Geschlechterverhältnis im Nationalsozialismus, so liegt der Fokus auch heute noch auf der offiziellen Verherrlichung der Frau als desexualisierte Mutter. Der weibliche Körper soll als politisches Feld für die Rassepolitik gedient haben, Lust und Sinnlichkeit im Sinne der bevölkerungspolitischen Aufgabe unter Kontrolle gehalten worden sein. Das „Dritte Reich“ war zweifelsohne ein gewaltiges Unterfangen zur rassistischen Steuerung der Fortpflanzung, doch die offenkundig verbrecherischen Aspekte der NS-Sexualpolitik waren nicht in eine insgesamt sexualitätsfeindliche Haltung eingebettet. Während einige zu konservativen Werten zurückkehren wollten, versuchten andere NS-Autoren, die sexuelle Befreiung nunmehr als „germanisches“ oder „arisches“ Vorrecht neu zu definieren. „Frei“ durfte jedoch eine nur sehr zugerichtete, der NS-Normvorstellung entsprechende Sexualität gelebt werden, während als verpönt erachtete, bei sich selbst verbotene Triebe an Homosexuellen, Jüdinnen und Juden bis zur Vernichtung gehasst wurden. Der Männerbund und seine kollektive Verdrängung latenter Homosexualität ist somit die Keimzelle autoritärer Herrschaft, wie die Vertreter der Kritischen Theorie gezeigt haben – woraus Adorno und Horkheimer zugleich die selbstverständliche Parteinahme für den individuellen Schwulen folgerten. Diese Triebentfesselung innerhalb repressiver Normen muss in Zusammenhang mit der Untergangsstimmung gedacht werden, die von Anfang an im Nationalsozialismus angelegt war.
Dass die NS-Sexualpolitik so deutlich den heute gängigen Darstellungen widerspricht, kann als Effekt des "Normalisierungsprozesses der fünfziger Jahre" erklärt werden: Die sexfreundlichen Seiten des NS gerieten in Vergessenheit, da man vor den eigenen Kindern oder dem Rest der Welt nicht zugeben konnte, dass man am Dritten Reich durchaus Vergnügen gefunden hatte. Dies „ließ sich mit der erfolgreichsten Taktik der Nachkriegsdeutschen im Umgang mit ihrer Schuld nicht vereinbaren.“ (D. Herzog)

Ljiljana Radonic hält am Wiener Institut für Politikwissenschaft Lehrveranstaltungen über Antisemitismustheorie, Massenpsychologie und Vergangenheitspolitik. Publikationen: Psychoanalyse als Gendertheorie - Freud und seine Kritikerinnen, in: Renate Göllner/Ljiljana Radonic (Hg.): Mit Freud. Psychoanalyse und Gesellschaftskritik, Freiburg 2007; Psychopathologie der Normalität. Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Kritische Theorie, in: Stephan Grigat (Hg.): Feindaufklärung und Reeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus, Freiburg 2006; Sexualität und Mutterschaft – Geschlechterverhältnisse im Nationalsozialismus, Jungle World 21/2006; Die friedfertige Antisemitin? Kritische Theorie über Geschlechterverhältnis und Antisemitismus, Wien 2004.

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djane teutonia feat. Dr.Didi Bruckmayr (Wien, Traun)

Singspiel, Freitag 28.5. 23:00

Der mordtraurige Max
Nazi-schwule Larmoyanz-Barden-Songs nach Jonathan Littell und Jean Genet

Der kultivierte SS-Offizier Dr.Max Aue aka Dr.Didi Bruckmayr erzählt in seinen larmoyanz-bardigen Songs von seinem Leiden am Martyrium, für und im Namen der deutschen, österreichischen und so manch anderer Volksgemeinschaft morden, respektive morden lassen, zu dürfen.
Er hatte sich die ganze Chose humaner und intellektueller vorgestellt und ist nun ganz entsetzt darob, mit welch’ volkstümlicher Inbrunst so mancher (Un-)Deutsche herzhaft bei der Umsetzung des Programmes ans mordende Werk geht.
Wenn das schwierige Amt es zulässt – und das geschieht selten genug – widmet er sich in den wohl verdienten Pausen geilem Sex unter Männern. – Yo man!
In darob folgenden Mußestunden, befreit von den trüblichen Gedanken ans Selbstopfer zum Wohle der Gemeinschaft, sinniert er darüber, ob nun die Juden oder die Platoniker die ersten Proto-Faschisten gewesen waren; oder darüber, dass Echter-Kerle-Sex eigentlich the Real Thing für den fortschrittlichen Nationalsozialismus sein müsste, der sich einerseits vom judäo-katholischen Ressentiment gegen die Kameradenliebe befreit hätte, vom jüdisch-effeminierten Schwuchtel-Pack der degenerierten Grossstädte andererseits.

Die herz-, hirn- und magenzerreissenden Songs der Jonathan Littell’schen Romanfigur Max Aue aka Bruckmayr werden vertont und am Labtop begleitet von djane teutonia aka Masta Aschenbach, die hierzu fast ausschliesslich Gustav-Mahler-Klangmaterial verwendet; O-Ton:
„Der hübsche GUSTAV ist schon so oft missbraucht worden, da ist (m)ein Missbrauch mehr oder weniger auch schon wurscht; wir österreichischen Rechten instrumentierten ihn gerne für unsere antisemitisch gefärbten Ressentiments gegen die Moderne, wir Linken verklärten seine pseudo-volkstümelnden Hysterien zu esoterischen Affekten der Klassenbefreiung, und wir Schwuchteln affirmieren sein Pathos, seine Plattitûden und seine Zerrissenheit“. A TIB O’ THE NIP to Gerhard Scheit

* Texte aus und nach Jonathan Littell’s “Die Wohlgesinnten” und Jean Genet: “Das Totenfest“
* vocals, performance: Dr. Didi Bruckmayr
* konzeption, lyrics & music by djane teutonia unter Verwendung Musik Gustav Mahlers, aber auch Xenakis, Boulez, Melvins & Shellac

djane teutonia ist casper g zehner (wien),war in den 90er jahren mitglied des grazer noise-performance-kollektivs „schlauch“ und anschliessend gründungsmitglied des grazer kollektives „nuocmam buam“, das eine art sub-+low-culture - austausch österreich-vietnam betrieb.
djane teutonia wurde um die jahrtausendwende angesichts zerfallender kollektive unter dem einfluss der queer theory und antideutscher ideologie als soloprojekt gestartet.
djane teutonias rare live-acts waren in graz , wien, hall i.T. und berlin zu sehen
casper g zehner gründete 2004 in kooperation mit dem LGBT-referat der ÖH der UNIWIEN und snivlem/thomas jehle die plattform „queerograd“

Dr.Didi Bruckmayr born 5.4.1966 lives in Traun/Upperaustria
Currently working on some kind of revue for "Zirkus Hieronymus"
In may 2009 starts work on opera ALEXANDER with composer maurizio squillante in rome. premiere in cooperation with opera cagliari in june 2010. then at selected festivals all over europe.
Bruckmayr/Aigner and additional members of Fuckhead work with director Matthias Langhoff on the score for the play "Dickicht in den Städten" from Brecht/ Landestheater Linz/Upperaustria.

Doctor of economy. Dissertation on the nationalsocialist welfare-system in Austria 1938-1945. Work in national and international archives for several years.
Since 1985 singer, actor and performance-artist. Several shows and festival appearances in Europe, Australia, USA, Brasil and Japan solo or with the notorious multimedia-performance group FUCKHEAD. Actor at Burgtheater and Rabenhoftheater/Vienna. Extreme vocalist for composer Peter Androsch and orchestras Klangforum Wien or RSO Wien in various pieces. Synthiepop and Breakbeat sideprojects Wipeout, Bruckmayr and Mussurunga.
Award winning digital media artist. works with jitter and mainly vvvv! Plenty of screenings on international film festivals.

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